Jüdische und islamische Mystik
Der von dem in Frankreich lehrenden jüdischen Wissenschafter Paul Fenton verfasste Artikel „Jüdische und islamische Mystik“ ist nun in deutscher Sprache erhältlich. Fenton will in seiner Schrift auf den wechselseitigen Einfluss jüdischer und islamischer Mystik aufmerksam machen.
Er bemerkt, dass die jüdische Spiritualität gerade zur Zeit der gegenseitigen Befruchtung mit der islamischen Mystik in ihrer produktivsten Hochphase befand. Getragen sind Fentons Ausführungen von dem Wunsch nach vermehrtem interreligiösen Austausch zwischen der muslimischen und jüdischen Gemeinschaft.
Fenton meint, dass es strenggenommen das Judentum selbst war, welches auf den Sufismus in seiner „Gründungsphase in Bagdad“ Einfluss nahm. Er erzählt dabei von einer Vielzahl jüdischer Konversionen zum Islam und gemeinsamen Anschauungen im Sufismus und in der jüdischen Gelehrsamkeit von Mesopotamien.
Leihe aus islamischer Mystik
Erste jüdisch-islamische Symbiosen lassen sich schriftlich erst eindeutig in Spanien nachweisen. Fenton erzählt von wichtigen Werken jüdischer Gelehrter, die stark von muslimischen Sufigelehrten beeinflusst waren. Oftmals wurden Zitate aus dem Koran mit Bibelzitaten ausgewechselt, Aussprüche des Propheten Muhammad anderen Weisen unterstellt, um sie in die jüdische Tradition einzuordnen.
Besonders in der Tradition der jüdischen Pietisten und in der Gelehrtenfamilie der Maimonides sieht er die Leihe aus der islamischen Mystik: Die Gebetswaschung, Gebetsriten wie die Niederwerfung oder das Gedenken Gottes, asketische Übungen wie das Zurückziehen um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Fenton präsentiert auf wenigen Seiten einige Grundgedanken in einem wenig erforschten Gebiet, das gerade für unsere Zeit besonders wertvoll sein könnte.
Paul B. Fenton: Jüdische und islamische Mystik. Books Ex Oriente. 2009
| 22.10.2011 | E-Mail an die Redaktion |
